Trauer überwinden_Blog Andrea vorm Walde

Trauer überwinden – aber wie?

Die meisten von uns waren vermutlich schon einmal mit dem Tod konfrontiert und wissen, was es bedeutet, jemanden zu verlieren, der ihnen nahestand. Ein Thema, dem wir am liebsten aus dem Weg gehen wollen, von dem uns aber klar sein muss, dass das nicht gelingen kann. Deswegen ist es wichtig, in meinen Augen sogar unumgänglich, dass wir uns damit beschäftigen, bevor es soweit ist. Wie wir Trauer überwinden können, wann Trauer eigentlich noch ‚normal’ ist und wann therapeutische Hilfe erforderlich wird, darum geht es in diesem Artikel.

Selbstverständlich bezieht Trauer sich prinzipiell nicht alleine auf den Tod. Aus therapeutischer Sicht kann es aber durchaus einen Unterschied machen, ob wir die Trauer um einen Verstorbenen überwinden müssen oder ob es um Trennung bzw. Scheidung, um verpasste Möglichkeiten, Verletzungen oder andere Schicksalsschläge geht. Daher beschäftige ich mich hier speziell mit unserer Trauer bei Todesfällen.

Trauer braucht Raum

Was heute nicht mehr unbedingt selbstverständlich ist, ist, dass Trauer Platz haben muss. Während früher Rituale wie Totenwachen oder das Tragen schwarzer Kleidung deutlich sichtbare Zeichen gesetzt haben, ist heute nicht mehr für jeden gleich zu erkennen, wenn jemand ‚in Trauer ist’. Auch das trägt dazu bei, dass unsere Trauer oft nicht den richtigen Raum findet. Sicherlich haben aber auch andere Faktoren ihren Anteil daran – Schnelllebigkeit, weniger tiefe familiäre Bindungen oder auch die gesellschaftliche Erwartung von dynamischem Auftreten und Funktionieren im Job und im Alltag.

Ich persönlich empfinde das als Drama. Denn wo soll denn jemand Halt finden, der gerade einen Menschen verloren hat, der ihm nahestand, wenn er seine wahren Gefühle in seiner Umgebung nicht zeigen darf? Wie soll etwas heilen und wieder gesund werden, das weggedrängt werden muss?

Trauer hat eine Funktion. Wenn wir Trauer überwinden wollen, müssen wir sie zunächst annehmen, sie akzeptieren und sie ausleben. Sie ist eine innere Strategie zur Traumabewältigung, ohne die wir in dem Trauma gefangen bleiben, mit all seinen größeren und kleineren Symptomen. Nun mag der eine oder andere aufhorchen, aber: Ja, tatsächlich ist der Tod eines nahestehenden Menschen ein Trauma – und damit meine ich nicht nur dramatische Umstände wie den Verlust eines Kindes, tödliche Unfälle, Selbstmorde oder Gewaltverbrechen. Wenn wir unseren Partner, einen Elternteil, einen Freund verlieren, dann erleiden die meisten von uns ein Trauma. Auch der Tod eines Tieres kann für jemanden traumatisch sein, wenn dieses für ihn einen erheblichen Anteil an seinem Alltag und seinem Glück bedeutet hat. Wir verlieren in diesem Moment einen Teil unseres Lebens, einen Anteil von uns selbst. Wir verlieren Sicherheit und werden mit einer Realität konfrontiert, die wir vorher nicht bedacht haben.

Die Phasen der Trauer

Nicht ohne Grund ist eine ‚abnorme Trauerreaktion’ in der internationalen Kategorisierung aller Krankheiten (ICD-10) in dem Bereich eingeordnet, in dem wir zum Beispiel auch die Posttraumatische Belastungsstörung wiederfinden. Wie es das Wort ‚abnorm’ aber schon deutlich sagt: Nicht jede Trauer ist eine Krankheit. Erst dann, wenn es jemandem nicht gelingt, die Phasen der Trauer zu durchleben und er somit sozusagen in der Schleife der Symptome hängen bleibt, ist eine Erkrankung gegeben. Diese zeigen sich dann unter anderem in Form von depressiver Stimmung, Angst, Sorge, dem Gefühl von Überforderung und Hilflosigkeit bis hin zu Suizidgedanken. Dazu kommen körperliche Erscheinungen wir Schlafstörungen, Herzrasen, muskuläre Anspannung, etliche Formen von Schmerzen wie Rückenschmerzen, Magenschmerzen, Herzschmerzen. Jugendliche zeigen oft aggressives Verhalten, kleine Kinder fangen wieder an einzunässen oder am Daumen zu lutschen.

Das Durchleben der Trauerphasen ist also der Weg, NICHT zu erkranken, sondern den Weg zu beschreiten, den das Leben uns in diesem Moment aufzeigt. So gelingt es uns dann, das Trauma zu überwinden, das Ereignis als Teil unserer Lebensgeschichte anzunehmen und uns den veränderten Gegebenheiten anzupassen und somit wieder zu Energie, Lebensfreude, Interessen und Zuversicht zurückzufinden. Die Phasen der Trauer sind aus meiner Sicht sehr gut von der Schweizer Psychologin Verena Kast beschrieben. Sie orientiert sich dabei unter anderem an Grundlagen von John Bowlby (dem Begründer der Bindungstheorien und damit einem wichtigem Kopf für meine Therapiemethode Bindungsenergetik):

  1. Betäubungsphase (wie erstarrt sein, nicht wahr haben wollen, Versuch des Verleugnens)
  2. Aufbrechen chaotischer Emotionen (Emotionen mischen sich – Wut, Angst, Verwirrung, Traurigkeit, Mutlosigkeit, überbordende Gefühle)
  3. Suchen und Sich-Trennen (Erinnerungen werden gepflegt, Bindung zum Verstorbenen gesucht, gleichzeitig erkannt, dass diese eine andere sein muss als früher, eventuelle Probleme aus der Vergangenheit werden verarbeitet und einsortiert, ein Abstand zum Drama des Todesereignisses tritt ein)
  4. Neuorganisation (die eigene Person wird neu ausgerichtet und mit ihr der Verstorbene, zu dem eine innere Verbindung geschaffen wird, Platz für Neues zeigt sich)

Wenn wir uns diese Phasen anschauen, ist es einfach logisch, dass die Idee, jemand müsse bereits nach kurzer Zeit seinen Alltag wieder im Griff haben, volle Leistung im Job zeigen und ‚der Alte’ sein, absurd ist. Denn je nachdem wie nah uns der Verstorbene stand, dauern einzelne Phasen natürlich länger. Von einer abnormen Trauerreaktion reden wir erst dann, wenn das Durchleben der Phasen auch nach Monaten und Jahren anhält oder aber in der Heftigkeit weit von dem abweicht, was die Schwere des Ereignisses oder die jeweilige Kultur hergibt. Denn Trauer ist enorm unterschiedlich je nachdem, wo wir herkommen und wie wir aufgewachsen und erzogen sind und hängt natürlich davon ab, um wen wir trauern. In dem aus meiner Sicht sicherlich mit schwerstem Falle vom Verlust eines Kindes kann niemand von einer Mutter erwarten, dass sie damit in überschaubaren Monaten oder vielleicht sogar Jahren abschließt. So gilt es also, sich immer ein individuelles Bild zu machen – und damit meine ich nicht nur uns Fachleute, sondern ich appelliere an jeden, voller Verständnis mit Menschen in einer solchen Situation zu sein und ihnen zuzugestehen, ihrer Trauer Raum und Zeit zu geben.

Trauer gesund durchleben

Wann wird Trauer aber nun ‚anormal’? Auch hier gibt es entsprechend keine pauschale Antwort. In der oben genannten ICD-10 wird die krankhafte Trauer als Anpassungsstörung bezeichnet, das heisst, dem Betroffenen gelingt es nicht, sich an die neue Situation anzupassen. Indikatoren dafür, dass ein Durchleben der Phasen nicht gelingt, sind in jedem Falle eine deutliche Dauer der ersten beiden Phasen, also zum Beispiel eine anhaltende Verleugnung der Situation, extreme Empfindungslosigkeit, andauernde Wutanfälle oder eine völlige Unfähigkeit, normalen Alltagsdingen auch nur in kleinen Schritten nachzukommen. Auch ein Verharren darin, denjenigen ‚am Leben zu erhalten’, indem zum Beispiel seinen Ansichten und Meinungen noch über Gebühr gefolgt wird oder ein extremes Fixieren auf seine Grabstätte zeugen nicht von einer Entwicklung der Phasen.

Ob wir die Trauer gesund durchleben können, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:

Die Schwere des Ereignisses: Wie oben schon geschrieben, sind die Umstände des Todes und das Verhältnis, in dem wir zum Verstorbenen stehen, von großer Bedeutung. Der plötzliche Tod (z. B. durch Unfall), der zu frühe Tod (junger Mensch), die sogenannte falsche Reihenfolge (Kind vor den Eltern), eventuell gewaltsame Umstände erschweren das Durchleben der Phasen enorm bzw. machen es unter Umständen ohne Hilfe unmöglich.

Unsere eigene Lebenssituation: Wenn wir von dem Verstorbenen zum Beispiel finanziell abhängig sind, wenn wir vielleicht selbst krank oder anderweitig geschwächt sind, wenn wir ohne Unterstützung von Freunden und Familie dastehen oder wenn wir nun eine andere Verantwortung übernehmen müssen, gesellen sich zur Trauer selbst weitere emotionale Komponenten, mit denen wir fertig werden müssen.

Unsere Persönlichkeit: Wie gefestigt wir in uns selbst sind, ist entscheidend für den Umgang mit Krisen. Auch der stabilste Mensch wird von bestimmten Ereignissen aus der Bahn geworfen – im Gegensatz zu denjenigen, die über weniger innere Sicherheit verfügen, kommt er aber schneller zurück in die Spur und kann die oben genannten Phasen gesund durchleben. Bei den weniger stabilen Persönlichkeiten oder bei bestimmten Persönlichkeitsakzentuierungen (Neigung zu z. B. Abhängigkeit, Selbstzweifeln, Schuldbewusstsein etc.), greifen dagegen die uns zur Verfügung stehenden Abwehrmechanismen viel stärker und umfassender. Anstatt die Trauerphasen zuzulassen wird dann zum Beispiel mit Verdrängung des Ereignissens reagiert oder mit Ersatzhandlungen. Auch eine Somatisierung ist möglich – das heisst, derjenige setzt sich nicht mit dem Verlust selbst auseinander, sondern reagiert mit körperlichen Symptomen, die dann im Mittelpunkt stehen. Je mehr es uns im Laufe unseres Lebens gelungen ist, unseren eigenen Anlagen zu folgen und mit ihnen mehr verbunden zu sein als mit allem, das uns geprägt hat, desto autonomer und krisensicherer sind wir.

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Was aber können wir nun selbst tun, um unsere Trauer zu überwinden bzw. wie können wir anderen dabei helfen?

1. Die Realität:
Das Durchleben der Trauerphasen passiert in der Regel unbewusst. Dennoch ist eine elementare Voraussetzung für den Umgang mit dem Ereignis, das Anerkennen der Realität. Dinge ins Bewusstsein zu bringen, ist bedeutend für die weitere Bewältigung. Darunter fällt das Ereignis als solches, die Konsequenzen daraus, die Emotionen selbst, ebenso wie die anderen Teile des Lebens, von unserer Arbeit über unser Umfeld bis hin zu Aufgaben, Plänen oder Wünschen. Das alles ist unsere Wirklichkeit.

Für Betroffene: Für uns selbst heisst das, uns immer wieder in diese Wirklichkeit zu bringen. Unsere Gedanken aktiv dorthin zu lenken, auch wenn wir versuchen dem zu entfliehen. Hilfreich dabei ist eine Handlung oder auch eine physische Haltung: Indem wir unseren Körper etwas spüren lassen, nehmen wir die Realität handfest wahr, das erdet.

Für andere: Aber auch wenn es darum geht, anderen zu helfen, ist die Unterstützung dabei, in die Realität zu kommen, der wichtigste Punkt. Natürlich müssen wir das mit viel Fingerspitzengefühl angehen, aber nur so hat unser Gegenüber eine Chance der Bewältigung. In der therapeutischen Arbeit ist dies einer der ersten Schritte in der Krisenintervention und bei Schockgeschehen. Aber auch als Nicht-Fachmann kannst Du etwas tun. Die Realität erreichen wir im Gespräch über das Geschehene oder auch über Tätigkeiten. Das kann ein Besuch der Grabstätte sein oder das Erledigen von Aufgaben, aber auch eine schöne Unternehmung, in der der andere erkennt, dass die Wirklichkeit trotz allem noch andere Seiten hat. Wie gesagt, mit Fingerspitzengefühl – alles braucht die richtige Zeit und das richtige Maß.

2. Empathie:
Für Betroffene: Mitgefühl ist das, worum es beim Trauern geht, und das bezieht sich nicht nur auf andere. Wir müssen uns im Trauerfall zugestehen, dass wir leiden dürfen, dass wir selbstmitleidig sind, dass wir uns gerade um nichts als uns selbst kümmern können. Wenn wir uns das nicht selbst geben, wie sollen es andere tun? Auch in Situationen, in denen wir uns vielleicht zeitgleich um andere kümmern müssen oder in denen unsere Arbeit weiterlaufen müsste, dürfen wir selbst den Stecker ziehen. Denn wenn wir nicht zufällig jemanden um uns haben, der mit besonders viel Einfühlungsvermögen gesegnet ist, wird das sonst niemand für uns tun.

Für andere: Mitgefühl und Geduld müssen an vorderster Stelle stehen. Wir müssen einem Menschen, der gerade jemanden verloren hat, zugestehen, dass sich gerade alles um ihn dreht. Wir müssen ihm Zeit geben und akzeptieren, dass er anders reagiert, als wir das vielleicht tun würden und länger braucht, als es in unserem Denken nötig ist. Sich in den anderen hineinzuversetzen, muss unser Angang sein, denn jeder Mensch ist anders und wir können nicht unsere Maßstäbe anwenden. Dann zu schauen, wie wir am besten unterstützen können – ob über Zuhören, das Abnehmen von Aufgaben oder über Ablenkung – das ist eine wahre Hilfe.

3. Das soziale Umfeld:
Wir leben davon, dass wir nicht alleine sind. Einsamkeit ist mit das größte Drama unserer Zeit und es leuchtet ein, dass es das insbesondere ist, wenn wir tief getroffen sind. Dann einen oder mehrere Menschen zu haben, auf die wir uns verlassen können, nimmt uns Last vom Herzen. Kürzlich erzählte mir eine Freundin, dass einer ihrer engsten Freunde sie in einer schweren Stunde gebeten hatte, einfach bei ihm zu sein, nicht zu sprechen, sondern ihn nur ihre Nähe spüren zu lassen – und darum geht es. Mehr muss es oft nicht sein.

Für Betroffene: Es ist ganz wichtig, dass wir lernen, zu bitten und Hilfe anzunehmen. Es macht absolut keinen Sinn, an Stellen stark sein zu wollen, an denen wir es gerade nicht sein können. Miteinander funktioniert darüber, dass wir gegenseitig für uns da sind, und wir können eigentlich nur gut von jemandem Hilfe akzeptieren, der auch selbst Hilfe annehmen kann, sonst sind wir nicht mehr auf Augenhöhe. Und zu bitten, ist eine Kunst, aber sie kann überlebenswichtig sein. Wir dürfen niemals erwarten, dass unser Umfeld hellsehen kann. Wenn wir nicht um Hilfe bitten können, müssen wir uns nicht wundern, wenn wir sie nicht erhalten.

Für andere: Hilfe muss nicht immer riesig sein. Am gerade genannten Beispiel sieht man gut, dass es oft reicht, da zu sein. Zuhören, umarmen, ein kleiner Anruf, ein Brief, eine abgenommene Aufgabe – Hilfe zeigt sich so unterschiedlich und jede Art und Weise ist richtig und gut, wenn man ein wenig Gespür für das hat, was der andere braucht. Oder ihn direkt fragt. Ebenso wie bitten können, ist zuhören zu können, das A und O. Denn nicht wir bestimmen, welche Hilfe benötigt wird, sondern der Leidtragende.

4. Selbsthilfegruppen
Aus mir unerfindlichen Gründen sind Selbsthilfegruppen häufig noch genauso ‚peinlich’ gehandelt wie Psychotherapien. Es ist aber nicht so, dass man sich in diesen Gruppen im Leid suhlt, sondern vielmehr erhält man Rat, Mitgefühl oder auch mal klare Worte. Und nirgendwo kann man mehr Empathie erhalten als unter Gleichgesinnten, denn nur die können sich wirklich in das erfahrene Leid hineinversetzen.

Für Betroffene: Nur Mut. Selbsthilfegruppen gibt es inzwischen zu unzähligen Themen und sie sind oft sehr spitz gebildet. So findet man zum Beispiel nicht nur Gruppen für Trauernde, sondern eben auch für Kinder, die ein Geschwister verloren haben, kranke Menschen, die nun ohne Ehepartner sind etc.

Für andere: Es kann durchaus auch etwas für uns selbst dabei sein. In dem Moment, wo ich mich vielleicht um jemand anderen kümmern muss, kann ich auch selbst eine Gruppe brauchen, die mich trägt. Aber in erster Linie halte ich es für wichtig, den Trauernden an eine Gruppe heranzuführen. Oft kommt er selbst nicht auf eine solche Idee oder es fehlt ihm an Mut und Kraft, so etwas anzugehen. Da können wir unterstützen.

5. Psychologische Hilfe
Nicht in jedem Trauerfall ist es notwendig, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Genauso ist aber auch klar, dass sie nicht schadet. Unabdingbar wird sie auf jeden Fall dann, wenn entweder eine abnorme Trauerreaktion, wie ich sie oben beschrieben habe, einsetzt – die Trauer also deutlich zu lange oder deutlich zu heftig verläuft – oder wenn Suizidgedanken auftreten.

Für Betroffene: Scheue dich nicht, dir fachliche Hilfe zu holen. Deine Trauer bei einem Therapeuten zu besprechen, ist etwas ganz anderes als der Austausch mit Freunden. Er setzt vollkommen anders an, bringt andere Gedanken in Gang, und wendet heilende Methoden an – das ist etwas anderes als ‚von der Seele reden’. In der Bindungsenergetik zum Beispiel kann auch eine körpertherapeutische Behandlung hinzukommen, die zunächst einmal äußerst entlastend wirkt.

Und vor allem: Wenn du dich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigst, dass das Leben ohne denjenigen, den du verloren hast, keinen Sinn mehr macht, hole dir therapeutische Hilfe und sprich offen darüber. Es ist durchaus möglich, dass in einer besonders schweren Stunde eine Handlung folgt, die insgesamt gar nicht gewollt ist, sondern die dem Moment entspringt. Ein Therapeut beugt solchen Situation vor.

Für andere: Ich sage es in aller Deutlichkeit: Jeder geäußerte Suizidgedanke ist absolut ernstzunehmen. Kein Dritter kann beurteilen, wie weit diese Idee gediehen ist, ob sie nur dafür gedacht ist, auf sich aufmerksam zu machen oder bereits Formen annimmt. Und insbesondere wenn der andere gar nicht darüber spricht, sondern unser Verdacht auf andere Weise erweckt wird, müssen wir umgehend handeln – derjenige gehört dann sofort in fachliche Hände.

Eine Therapie macht aber auch ohne Selbstmordabsicht Sinn. Es gibt Faktoren (die ich ja oben auch schon nenne), die eine selbstständige Verarbeitung schier unmöglich machen, weil das Trauma zu groß ist. Habt keine Hemmungen, eurem Angehörigen oder Freund, eine Therapie vorzuschlagen oder sogar proaktiv nach einem Therapeuten für ihn zu gucken, damit er nach und nach seine Trauer überwinden kann.

Wie können wir uns am besten schützen?

Ich habe schon in der Einleitung geschrieben, dass es uns ziemlich sicher nicht gelingen wird, unser ganzes Leben lang dem Tod eines uns nahestenden Menschen und damit der Trauer zu entkommen. Und ich habe erwähnt, dass innere Sicherheit und Stabilität Faktoren sind, die die Verarbeitung der Trauer erleichtern und uns unterstützen. Eine Auseinandersetzung mit uns selbst und mit unseren Schwachstellen und das Kennenlernen unserer Stärken, sind wie ein gutes Training für Lebenskrisen. Auch ohne bestimmtes Ereignis kann daher ein Coaching, das sich der Stärkung unserer Selbstsicherheit widmet, sich mit unseren Begabungen und Fähigkeiten beschäftigt und unsere Widerstandsfähigkeit schult, eine wirklich gute Idee sein. Denn wie oben schon geschrieben: Je näher wir unseren ureigensten Anlagen sind und je mehr wir uns von der Prägung unseres Umfelds entfernen, desto gesünder und stabiler sind wir.

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Fotos: Titel: Jon Tyson on Unsplash / weitere: Azgan Mjeshtri on Unsplash

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