Blog Andrea vorm Walde Anlage und Prägung

Wer wir sind und wer wir werden sollten

Anlage und Prägung, zwei Begriffe, die jeder sicher schon einmal gehört hat. Aber hast Du sie auch im richtigen Zusammenhang verstanden?

Landläufig taucht das Wort Anlage eher im Zusammenhang mit Genetik auf, also als Erbanlage. Wirft man einen Blick ins Lexikon der Entwicklungspsychologie oder auch der Pädagogik, kommt die Erklärung ‚nicht anerziehbare Faktoren’. Das zumindest kommt dem nahe, wovon ich hier spreche: Es geht um ureigenste Eigenschaften, die eine Person mit sich bringt. In der Bindungsenergetik benutzen wir die Formulierung ‚Wie ist jemand im Grunde seines Herzens?’. So kann ein Mensch im Grunde seines Herzens zum Beispiel ruhig, wissensdurstig, erfolgsorientiert, harmonisch, kreativ… sein.

Wir verhalten uns so, dass Mama happy ist

Dies sind aber natürlich alles Eigenschaften, die demjenigen genauso gut anerzogen sein könnten, und dann sprechen wir von Prägung. ‚Geprägtes Verhalten’ ist das Verhalten, das ein Mensch an den Tag legt, weil er es so erlernt hat – in den meisten Fällen von seinen ersten und engsten Bindungspersonen (Mutter, Vater), durchaus aber auch durch seine Umgebung und die Umwelt. Meistens wurde dieses Verhalten irgendwann deswegen angenommen, weil es dafür gesorgt hat, eine sichere Bindung zu den wichtigsten Menschen zu schaffen. Das heisst vereinfacht: Ein Kind, das sich der Liebe der Mutter versichern will, lernt, dass das em ehesten dann funktioniert, wenn es sich so verhält, wie diese es von ihm erwartet. Und so kann möglicherweise ‚ruhig sein’ ein anerzogenes, also geprägtes Verhalten sein, das einem eigentlich quirligen, unternehmungslustigen Kind immer wieder beigebracht wurde.

‚Ist doch okay’, denkst Du? Weil ruhig ja oft ein in der Gesellschaft gewünschtes Verhalten ist und einem selbst ja auch so gut tut? Nein, hier ist es eben nicht okay. Denn da es nicht den eigenen Anlagen entspricht, ist es immer ein innerer Störfaktor. Wenn dieses ‚ruhig sein’ so richtig gut verinnerlicht ist, wird dieses irgendwann immer wirken. Das heisst, wenn nun der unternehmungslustige Erwachsene ordentlich Tatendrang verspürt und drauf los will, mahnt die innere Stimme zur Ruhe; sie versucht, den Sinn der Ruhe zu vermitteln. Der vernünftige Erwachsene wird dieser Stimme folgen, denn – siehe oben – ‚Ruhe tut einem ja so gut’. Dabei gerät das Innere in einen Konflikt, denn die eigentliche Eigenschaft ist nun mal quirlig und unternehmungslustig; derjenige verhält sich also auf eine Weise, die einfach nicht seine ist. Und so bleibt irgendeine Unzufriedenheit, ein merkwürdiges Gefühl, das nicht klar zu deuten ist, eventuell ein Anecken an andere, weil die eigene Harmonie gestört ist.

Unsere Identität kann nicht ausgelebt werden

Nicht zu unterschätzen ist, wie tief geprägtes Verhalten verinnerlicht sein kann bzw. eigentlich fast immer ist. Da dieses in einer entscheidenden und normalerweise sehr frühen Lebensphase gelernt wird und vor allem durch Reize entsteht, die zu dieser Zeit als ‚überlebenswichtig’ (ohne Bindung an Mutter oder Vater war man als Baby und Kleinkind eben tatsächlich nicht lebensfähig) empfunden werden, wird es so sehr angenommen, dass es nicht nur der Außenwelt, sondern auch für denjenigen selbst wie angeboren erscheint. Und oft lebt es sich auch sehr lange sehr gut damit, denn wir sind auf diese Art wunderbar angepasst an unsere Bindungspersonen, kommen daher oft im sozialen Kontext in der Familie damit zurecht. Diese gibt uns nach Außen hin auch noch die Rückendeckung und überhaupt sind wir so gut damit identifiziert, dass wir Warnzeichen übersehen.

Trotzdem sind diese Eigenschaften aber nicht gesund für uns, unsere Entwicklung und unser Leben, denn selbst wenn sie uns im besten Falle erst einmal nicht stören, so fördern sie aber zumindest auch nichts – keine Motivation, keine Bewegung, keine Handlung. Unsere eigentlichen Begabungen kommen nicht richtig zum Tragen, wir verbringen ein Leben unter unseren Möglichkeiten und unter unserem eigenen Niveau. Und je stärker diese geprägten Eigenschaften von unseren ureigenen Anlagen abweichen, desto mehr wird unsere eigentliche Identität unterbunden und unsere eigentliche Persönlichkeit gestört. Unsere Authentizität kann nicht stattfinden, es bleibt ein diffuses Gefühl von ‚Ich weiss nicht, wer ich bin’, oder ‚Ich bin irgendwie nicht richtig’. Klar ist, was daraus folgt: Unsicherheit, Unzufriedenheit, oft Erschöpfung; es fehlen Widerstandskraft, Motivation, Selbstbewusstsein.

Wenn das Herz die ureigenen Eigenschaften hervorbringt

Für mich als Coach und Therapeutin ist das ‚Aufspüren’ der eigenen Anlagen immer wieder eine unglaublich spannende und schöne Arbeit. Gemeinsam mit dem Klienten herauszufinden und darauf zu stoßen, wer er im Grunde seines Herzens ist, ist stets beglückend und befreiend. Denn es werfen sich ja sozusagen ‚Ketten’ ab, von denen einem nicht klar war, wie sehr sie einen zurückgehalten haben, und es öffnen sich neue Möglichkeiten und Horizonte, die man vorher einfach nicht sehen konnte.

Und natürlich habe ich diesen Prozess auch selbst vor Jahren als Klientin erlebt. Was bei mir zutage kam? Das war im Laufe der Zeit durchaus einiges – der Mensch besteht ja nicht aus einer Eigenschaft und einer anerzogenen Verhaltensweise. Wo ich aber innerlich immer noch am meisten ‚andocke’, weiss ich sofort: Es war ein richtiges Aha-Erlebnis mit ‚unkompliziert sein’, tatsächlich ging mein Herz dabei auf. Und genau das empfinde ich auch immer noch als den klarsten Indikator: Wenn man darauf stößt, wer man im Grunde seines Herzens ist, weiss man es in dieser Sekunde. Es ist einfach wie nach Hause kommen!

Möchtest Du auch etwas über Deine grundlegenden Anlagen erfahren? Dann schau Dir gerne an, wie ich arbeite und kontaktiere mich.

Foto: privat

 

Mein Newsletter:

Hat Dir der Artikel gefallen und möchtest Du mehr über spannende Themen lesen oder Tipps und Inspirationen für Dich erhalten? Dann abonniere doch meinen Newsletter – so wirst Du immer informiert, wenn etwas Neues veröffentlicht wird und Du erhältst gelegentlich Einladungen zu kleinen Veranstaltungen oder Workshops. Alle zwei bis drei Wochen gibt es Post von mir und natürlich kannst Du den Erhalt jederzeit mit einem Klick wieder beenden.
Hier geht’s zur Anmeldung!